Meine Erfahrungen beim Umbau auf LiFeP04 u. Victron Energie

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Moderator: Heiner

VFrei
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Meine Erfahrungen beim Umbau auf LiFeP04 u. Victron Energie

Ungelesener Beitrag von VFrei »

Hallo Zusammen,
den eigentlichen Umbau habe ich in der Rubrik "Mein Projekt" beschrieben.
viewtopic.php?t=9574
An dieser Stelle soll es um die Erfahrungen gehen, die ich dabei gemacht habe:

Hier die Kurzfassung:
Der Umbau hat meine Erwartungen erfüllt, bis auf Kleinigkeiten funktioniert alles wie es soll.
Die Planung und Vortests waren weit umfangreicher als beim Start des Projektes vermutet.
Die fehlende Dokumentation von Carthago hat mich lange zögern lassen, die Umsetzung anzugehen.
Insbesondere nachdem ich gelernt hatte, dass die Funktionen des CBE nicht so einfach nachgebaut werden können und somit alles um das CBE herumgebaut werden muß. Die notwendige Sicherheit für den Umbau habe ich mir dann bei Tigerexped geholt.
Der Umbau hat dann gut funktioniert, hat allerdings mind. 3 mal so lange gedauert wie ich vorher gedacht habe.
Würde ich es wieder machen?
Ja! Auf Grund der gefallenen Akkupreise würde ich möglicherweise eher günstige Fertigakkus mit ausreichend Entladestrom nehmen.

Und hier die ausführliche Version:
Planungsphase:
Am Anfang stand die Frage: Wo soll es hingehen, was ist das Ziel der Umrüstung?
Da bin ich etwas anders vorgegangen als es in zahlreichen You Toube Videos zu sehen ist:
Hier steht oft die Frage: "Wieviel Strom brauche ich pro Tag und wie lange möchte ich ohne Landstrom auskommen?" im Mittelpunkt.
Mir ist wichtig:
- autarker Betrieb der Spülmaschine
- Betrieb einen Wasserkochers mit 2400 W auch an niedrig abgesichertem Landstrom
- Betrieb einer 1000 W Mikrowellen-Backofen-Kombi
- optional Betrieb einer Klimaanlage über Batterie über kurze Zeit
- Zeit ohne Landstrom 2 bis 3 Tage
Damit ergaben sich die Anforderungen:
Batterie muß 300 - 400 A Dauerstrom liefern
Wechselrichter muß Landstrom Begrenzung gewährleisten
Die zum Zeitpunkt der Planung verfügbaren LiFeP04 Akkus erwiesen sich als recht kostenintensiv, also entschied ich mich für den Selbstbau.
Ausgewählt habe ich dann 3,2 V / 280 Ah Zellen. Das waren die mit der höchsten Kapazität. Dauerentladestrom: 200 A.
Damit brauchte ich zwei 4p Batterien oder eine 2s4p Batterie.
Die Entscheidung fiel auf zwei 4p Batterien mit 250 A Daly BMS.
Für die Auswahl des Wechselrichters kamen zunächst
- Mastervolt Mass Combi XXX
- Victron Energy Multiplus 3000
- Titan CFM-3K-12-230TRGS-200 Super Combi (eigentlich von Power Science)
in Betracht.
Die Titan Super Combi ist aus meiner Sicht technisch am interessantesten, aber nur als WCS Kombi erhältlich.
WCS hat das Alleinvertriebsrecht für DACH und verkauft die 3000er Kombi nicht an Selbstausbauer.
Der Kauf über Titan-Tech DE war aus o.g. Grund nicht möglich, heute ist die Super Combi auf der Seite von Titan-Tech auch nicht mehr verfügbar.
Ein Selbstimport war auch nicht möglich. (Stand Feb. 2021)
Mastervolt und Victron bieten auch vom Gesamtprogramm ähnliche Leistungen, dem Ausschlag für Victron gab für mich, die Vernetzung mit CerboGX und GXTouch als Anzeige und Bedienung. Zudem gibt es eine große Community im Internet, so daß immer irgendwie Hilfe da ist.
Solaranlage:
Hier war von Anfang an mein Grundsatz: Viel hilft viel. Mit insgesamt 560 Ah Kapazität wollte ich ja einen recht großen Speicher einbauen.
Wenn der auch bei schlechteren Bedingungen noch einigermaßen geladen werden sollte, mußte möglichst viel Solar auf das Dach.
Wir stehen halt auch schon mal mehr als eine Woche am gleichen Platz.
Die endgültige Auslegung der Solaranlage habe ich dann auf den Zeitpunkt der Umsetzung verschoben.

Experimentierphase:
Um nicht ganz ahnungslos den Umbau direkt am Fzg. anzugehen, habe ich die Batterien und den Multiplus erst mal zu Hause auf dem Tisch aufgebaut.
Da konnte ich dann erst einmal in Ruhe lernen, die Batterien zu bauen, das Zusammenspiel vom Multiplus und BMS testen und ggf. auftretende Probleme lösen ohne dass ich mein WoMo über längere Zeit außer Betrieb nehme.
Das hat sich dann über etwa 2 Jahre hingezogen, ich konnte nicht so intensiv daran arbeiten wie ich es erst vor hatte.
Weiter merkte ich in der Zeit, dass es etwas anderes ist, ein Wohnmobil komplett selbst auszubauen als im vorhandenen Fzg. einer so großen Umbau zu machen. Zumal für Carthago bekannterweise die Dokumentation der Elektrik bescheiden ist. Zudem habe ich in der Zeit einige kleinere Projekte realisiert: Tausch Fernseher, Einbau MaxxFan, Umbau DAB+/Mobilfunkantenne, Fernsteuerung Heki über der Sitzgruppe.
Die Erfahrungen dabei haben mich für den großen Umbau vorsichtig werden lassen und gezeigt, dass ich ein größeres Zeitfenster benötige, in dem wir nicht unterwegs sind.
Um meine Gedanken dann zu überprüfen habe ich dann im September 2023 einen Elektrik-Kurs bei Tigerexped besucht. In diesem Kurs wurden meine Vorstellungen und Erkenntnisse bestätigt. Im Nachgang habe ich dann zusammen mit einem Mitarbeiter per Telefon und eMail das noch benötigte Material sowie ein Teil der Solaranlage und die Kabeldimensionen geplant.
Auf Grund des schon recht verbauten Daches des S-Plus habe ich zu den 4 Black Tiger Modulen von Tigerexped dann noch ein Modul von Wattskunde und 4 kleine Module über AliExpress beschafft. Nachdem ich dann einen Platz in der Werkstatt meines Bruders klar gemacht hatte, konnte dann im November 2023 die Bauphase beginnen.

Bauphase:
Die wichtigste Erkenntnis: Im Prinzip hat alles so funktioniert wie es geplant war, es dauerte nur mindestens doppelt oder drei mal so lange wie geplant.
Hatte ich bei Baubeginn noch gedacht, Silvester beim Hessenstammtisch in Hammelburg dabei zu sein, mußte ich doch schnell feststellen, dass ich das nicht schaffen würde. Das Wohnmobil stand halt nicht vor der Tür und im Winter in einer ungeheizten Halle zu arbeiten war nicht immer schön. Abends mal eben eine oder zwei Stunden was machen ging auch nicht so richtig. Dafür war der Weg schon zu weit. Also blieben nur die Wochenenden und ein paar Tage Urlaub. Zwischen Weihnachten und Neujahr musste ich arbeiten. Somit neues Ziel: Hessenstammtisch März 2024!
Ansonsten habe ich den Umbau ja im Projektbericht dokumentiert, darunter auch viele Fragen, die im Laufe des Umbaus aufgekommen sind.
Bei derartigen Aktionen ist die nicht vorhandene Dokumentation für das Fzg. doch sehr hinderlich. Ich war halt sehr lange mit Suchen nach Kabelwegen und dem Verlauf und der Nutzung der vorhandenen Kabel beschäftigt. Auch waren leider nicht alle Kabel, die durch den Umbau überflüssig wurden, vollständig demontierbar.
Dieses Forum und andere Quellen im Internet waren wichtige Hilfen, wenn ich nicht mit eigenen Ideen weiter gekommen bin. Trotzdem war es eine Zitterpartie bis ich Anfang Jan 24 das erste Mal die Stromversorgung von der neuen Anlage eingeschaltet habe. Es war eine große Erleichterung zu sehen, dass alles wie gewünscht funktionierte und besonders die Funktionen des CBE erhalten geblieben sind. Danach war die Luft etwas raus und ich brauchte eine Pause, bevor ich die letzten Arbeiten zur sauberen Kabelverlegung und Einstellarbeiten des Victron Systems angegangen bin. Die geplante Teilnahme am Hessenstammtisch war aber nicht mehr gefährdet.

Erfahrungen unterwegs:
1. Fahrt, Wochenende Mitte März nach Kleinblittersdorf
Alles funktioniert wie erwartet. Das Motto "Viel hilft viel" für die Solaranlage hat sich bewährt. Trotz schlechten Wetters und tieferem Sonnenstand reichten die wenigen Sonnenstrahlen aus um den Strombedarf zu decken. Dabei wurde mit 300 W etwa 30% der möglichen Spitzenleistung erreicht.
Spülmaschine und Wasserkocher können ohne Probleme genutzt werden.
Die Bedienung der Victron Anlage über GX Touch oder alternativ über Remote Control vom Tablet oder Handy ist einfach und funktioniert gut. Die auch im Forum geäußerte Befürchtung, der Multiplus sei nachts zu laut, kann ich zerstreuen: Wenn keine Leistung gefordert ist, springt das Gebläse nicht an und man kann ruhig schlafen. Sicherheitshalber kann man den Multiplus dann auch einfach ausschalten.
2. Fahrt, Urlaub in Münster und am Niederrhein Mitte April
Wasserkocher mit 2400 Watt, 2x täglich Kaffeemaschine, Spülmaschine bei Bedarf und neuerdings auch noch Tefal OptiGrill abends dazu gekommen, dazu noch eine Woche regenerisches Wetter. Die maximale Leistung der Solaranlage in diesen Tagen war etwa 650 W. Auch wenn die großen Verbraucher abends betrieben wurden, sank die Batterieladung nicht unter 60 %. Sobald an einem Tag nur Kaffee gekocht wurde, konnten die Akkus wieder komplett geladen werden. Wenn wenig Sonne da ist, reichen danach die Akkus wahrscheinlich 2 - 3 Tage. Nachladen ohne Fahren oder Landstrom wird dann allerdings schwierig. Bei starker Bewölkung fällt die Leistung der Solaranlage durchaus auf unter 100 W. Grundlast liegt bei uns bei etwa 45 - 55 W. Insgesamt stimmen meine Annahmen und Erwartungen mit den Beobachtungen unterwegs weitgehend überein.

Derzeit noch offene Punkte:
Für die Halle brauche ich auf jeden Fall noch einen Stand By Lader für die Starterbatterie. Den werde ich auf jeden Fall noch ein bauen, um in der Halle nicht jede Woche einmal mit Landstrom die Aufbauakku wieder auf 100 % zu Laden und damit über die CBE Mitladefunktion die Starterbatterie mit aufzuladen. Mittels Cerbo kann ich das Nachladen prima von zu Haus aus steuern.

Die einzelnen Akkuzellen driften stärker als erwartet auseinander, dazu werde ich einen aktiven Balancer nachrüsten.

In der Kombi Akkuzeller und DalyBMS ist auch noch nicht alles 100 %: Die Zellen werden nur auf 3,4 V geladen, nicht bis 3,65 V. Da habe ich noch keine Idee für den Fehler.
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